Radlagerwechsel Hinterachse...eine unglaubliche Geschichte!

Dieses Thema im Forum "Fiesta Mk6 / Fusion" wurde erstellt von Neandertaler, 13. Dezember 2019.

  1. Hallo Leute! Ich möchte euch mal die Story erzählen, wie ich kürzlich die Radlagersätze an der Hinterachse des MK6 meiner Freundin gewechselt habe. Das Radlager hinten rechts war stark verschlissen, so das es beim Fahren zu einem erheblichen Dröhnen kam. Also entschloss ich mich dazu, sie beidseitig in der Mietwerkstatt zu wechseln, da ich mit Schwierigkeiten rechnete, schließlich handelt es sich beim MK6 um ein Fahrzeug aus dem Hause Ford und nicht um ein Auto. Lach!

    Wie ihr vielleicht wisst, sind die Radlager bei diesem Modell fest in der Bremstrommel verbaut, was ich schon ziemlich daneben finde, aber gut. Bei vernünftigen Autos ist das nicht so gelöst. Also Rad runter, die Kappe abgehebelt und die Achsmutter gelöst. Alles total easy. Nun sollte sich die Bremstrommel samt Lagersatz einfach von der Achswelle ziehen lassen. Sollte! Tat sie aber nicht und nicht etwa weil die Bremsbeläge sich in der Trommel eingelaufen haben, sondern weil das Radlager schön auf der Achse festgegammelt war. Nach einigen Schlägen mit Hammer und Meißel auf das Lager, ließ dieses sich jedoch schnell lösen und anschließend tauschen. Prima.

    Dann ging es an die linke Seite. Zwar war dieses Radlager noch nicht verschlissen, aber ich wollte es der Ordnung halber gleich mit austauschen. So bin ich eben, wenn dann ordentlich. Und nun begann mein Martyrium, denn dieses widerspenstige Radlager wollte einfach nicht nachgeben. Hammer und Meißel zeigten keinerlei Effekt. Also kamen wir auf die Idee, ein altes Rad zu montieren und von hinten mit dem Vorschlaghammer unserem Anliegen der Demontage kräftig Nachdruck zu verleihen. Ergebnis: Eine zerbeulte Felge, ein defekter Hammer und ein Radlager, dass unbeeindruckt blieb. Zwischenergebnis: Radlager 1, Werkzeug und Mensch 0.

    Als nächstes rückten wir dem störrischen Bauteil mit dem Gasbrenner zu Leibe. Minutenlang grillten wir das Teil und bereiteten ihm ein heißes Erlebnis. Danach wieder der Versuch, das Radlager von der Welle zu bekommen. Zwischenergebnis: Radlager 2, Mensch und Gasbrenner 0. Es folgten Minuten der Ratlosigkeit und der Gedanke an Kapitulation und Selbstaufgabe. Bis dem ehrgeizigen Kollegen aus der Werkstatt eine gute Idee kam!

    Mit Geschick und Raffinesse schweißte und bastelte er einen Spezialabzieher. Dazu schweißte er zwei dicke Muttern auf die Felge. Dann nahm er Einzelteile eines Abziehers, schraubte diese auf die Muttern und wir montierten die Felge erneut an dem Fahrzeug. Der Plan sah vor, die Bremstrommel samt Radlager mittels Abzieher herunter zu hebeln. Also begannen wir mit zwei Mann mit Schraubenschlüssel und Montiereisen ordentlich Spannung auf das Teil zu bringen. Am Ende unserer Kräfte angelangt, war das Ergebnis eine völlig verzogene Stahlfelge, ein Zentrierbolzen, der sich allmählich in die Achswelle bohrte, Werkzeug und Material kurz vor dem Zerreißpunkt und kollektive Fassungsosigkeit.

    In letzter Verzweiflung bekam das zerstörte Rad noch ein paar Schläge mit dem Bello verpasst, als sich völlig unerwartet plötzlich das Rad samt Bremstrommel von der Achse löste! Ein Gefühl des Triumphes und der Erleichterung machte sich breit. Der Job war erledigt! Naja, nicht ganz. Denn leider hat sich das Radlager nach wie vor nicht von der Achswelle gelöst, sondern hat sich in seine Bestandteile aufgelöst und verbreitete sich auf dem Werkstattboden. Das Teil des Radlagers, welches mit der Achswelle verbunden war, saß nach wie vor unverändert an Ort und Stelle. Jetzt half nur noch die Flex, Hammer und Meißel, um auch den letzten Rest von der Welle zu bekommen.

    Ist das alles zu fassen? Wem hier im Forum erging es auch schon einmal ähnlich? Es ist doch geradezu unglaublich wie hartnäckig Bauteile festgammeln können. Warum muss bei einem Ford eigentlich alles immer nur Quälerei sein? An diesem Auto geht nichts einfach mal leicht und ohne Probleme. Ich weiß schon, warum ich diese Marke immer abgelehnt habe. Aber sei es drum. In großer Vorfreude schaue ich auf nächstes Jahr, wenn ich an diesem Fahrzeug auch die Radlager auf der Vorderachse wechseln darf, denn diese sind auch nicht mehr einwandfrei. Herz was willst du mehr!?

    Oder wie man bei uns sagt: Mir freue sich!
     
    FBD II gefällt das.
  2. Feel The Difference

    Feel The Difference Forums Weiser

    Registriert seit:
    8. Januar 2010
    Beiträge:
    1.605
    Zustimmungen:
    244
    Ort:
    Kingston, Jamaika
    Man hätte ja auch den Achsstumpf von der Achse abschrauben können und das ganze Problem unter einer Presse lösen können .

    Aber eins kannst mir glauben, da gibt es noch ganz andere Sachen und nicht nur bei Ford ;)
     
    FBD II gefällt das.
  3. 404

    404 Forums Inventar Forenspender

    Registriert seit:
    22. Juli 2009
    Beiträge:
    4.155
    Zustimmungen:
    100
    Geschlecht:
    männlich
    Ort:
    Aachen, Deutschland
    Da ist er mir zuvor gekommen. Mit einer Presse und passendem Stempel auf der Werkbank wechseln ist im Regelfall keine 30 Minuten Arbeit, max. 90 wenn man's dabei noch schön macht. OK, hat man jetzt nicht unbedingt zu Hause in der Garage, habe ich aber ziemlich sicher auch schon in Mietwerkstätten gesehen. Ist auch das Vorgehen laut Werkstatthandbuch.

    Dass Teile nach Jahren mal festgammeln (als MK6 hat er ja schon minimum 11 auf'm Buckel) ist auch nicht so wahnsinnig ungewöhnlich. Habe beim Fiesta auch schon ein paar Stunden mit einer Schraube am Federbein kämpfen dürfen, an der der Schlagschrauber verzweifelt ist (Ende vom Lied: Mutter aufschweißen und langer Hebel).

    Und warum die Teile so integriert sind, wie sie sind... Gerade bei Kleinwagen sind es doch fast immer die Kosten. Vielleicht nicht die komfortabelste Lösung, dafür kostet komplette Einheit ab Achsstumpf über Trommelbremse bis Fettkappe insgesamt weniger als das nackte Lager für meinen großen.
     
    FBD II gefällt das.