Zeitungsartikel Fiesta Einführung von 1976

FrauHolle · 10. Januar 2010

Hallo, hab hier was gefunden in "DER SPIEGEL" Heft 27/1976

AUTOMOBILE

Spät ins Rennen

Fiesta, der neue Kleinwagen von Ford, trifft auf eine schwierige Marktlage: Die Konkurrenten haben sich seit Jahr und Tag fest etabliert.

Aus Detroit kam der Größte, um seinen Kleinsten zu prüfen: Am Freitag vorletzter Woche erschien Henry Ford II samt großem Gefolge im Entwicklungszentrum der Kölner Ford-Werke zu Merkenich. Der Konzernherr bestieg den grünen Kleinwagen und brauste los zur ersten Testfahrt.

Die angetretenen technischen und kaufmännischen Gurus der rheinischen Ford-Filiale sahen gespannt zu. Was würde der Gewaltige sagen? Und -- kleines Nebenproblem -- wie würde der an Automatic-Getriebe Gewöhnte mit der Schaltung zurechtkommen? Henry Ford schaltete glatt Und äußerte sich über das neue Auto hochzufrieden. Paul Swoboda, den Werksleiter des Ford-Werkes Saarlouis, wo das Auto vom Band gerollt war, nahm er beiseite und sagte: "Good job."

Henry Ford hatte ein Milliarden-Ding getestet. Denn rund zwei Milliarden Mark hat der Ford-Konzern aufgewendet für die Entwicklung und Produktion seines bisher kleinsten Modells: des neuen Ford Fiesta. Und Fords Statthalter Robert Anton Lutz, der beim Premieren-Schmaus seine Gastritis-Diät (Haferbrei) durch eine 19 Zentimeter lange Zigarre geschmacklich abrundete, fand starke Worte, die seine Konkurrenten erbeben lassen mußten. Lutz beschwor einen 68 Jahre alten Veteranen, der einst den Automobilbau revolutioniert hatte: Der Fiesta sei "nach dem T-Modell vielleicht die bedeutsamste Entwicklung" bei Ford.
Kein anderes Ford-Auto hat seinen Entwicklern soviel Herzschmerzen und Sodbrennen, aber auch Vergnügen bereitet wie das neue "Kompaktauto für alle Märkte der Welt", das ab September zum Preis von 8490 Mark für das Basismodell ausgeliefert werden soll. 500 000 Fiestas sollen jedes Jahr in den Werken Saarlouis, Valencia und Dagenham gebaut, 100 000 davon jeweils nach Amerika verfrachtet werden, just dorthin, wo sich Ford-Konkurrent VW gerade mit einer eigenen Kleinwagenproduktion ansiedelt.

Kaum ein anderes Ford-Auto traf aber auch eine so schwierige Marktsituation an wie Fords Kleinster. Der Marktanteil kleiner Autos in Europa ist zwar seit 1970 (20,8 Prozent) auf 27,2 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen, und in diesem Jahr werden allein in Europa mindestens 2,3 Millionen neue Kleinautos verkauft werden. Aber der Fiesta kommt spät ins Rennen, die Konkurrenten halten seit langem alle Fahrspuren besetzt -- und der Audi 50, der VW Polo, der Fiat 127 oder der Renault 5 sind, wie Lutz selber einräumt, "hervorragende Autos".

Um unter Gegnern derartigen Kalibers bestehen zu können, sollte der Fiesta "die Bestwerte seiner Klasse in den verschiedenen Kriterien mindestens erreichen und nach Möglichkeit übertreffen".

Nach der ungewöhnlich langen Entwicklungszeit von 54 Monaten -- einem Jahr mehr als üblich -- entstand ein Kurz-Auto, das die Ford-Leute für komfortabler, wirtschaftlicher, sicherer und reparaturfreundlicher halten als vergleichbare Typen. Der 3,57 Meter lange Fiesta, ein wenig kürzer als der VW Golf, ein bißchen länger als der VW Polo, wird in vier Ausstattungs-Varianten mit drei querliegenden, vierzylindrigen Frontantrieb-Motoren zur Wahl angeboten -- Hubraum: ein Liter mit 40 PS (130 km/h) und 45 PS (137 km/h), sowie 1,1 Liter mit 53 PS (145 km/h).

Das aufwendige Fahrwerk adelten die Ford-Ingenieure durch McPherson-Federbeine, die Vorderachse hat den vielgerühmten "negativen Lenkradradius" vom Audi -- jenes Konstruktionsmerkmal, das bei verschieden starker Bremskraft -- etwa unterschiedlicher Radhaftung oder Reifendefekt -- ein verhängnisvolles Ausbrechen des Wagens verhindert.

Voller Stolz weisen die Ford-Techniker auf zahlreiche Punkte hin, in denen ihr Produkt der Konkurrenz überlegen sei: Durch neuartige Entwicklungsmethoden mit Hilfe ihrer Computer hätten sie ein wendiges, nur 700 Kilogramm wiegendes Leichtgewicht gebaut, das gleichwohl das beste Crash-Verhalten (mittlere Verzögerung: nur 23 g beim 50 km/h-Aufprall) aufweise. Der Kofferraum (mit Geheimfach) sei mit 300 Litern der größte.
Im Fond, anders als bei manchen Rivalen, können sich sogar bei voll zurückgeschobenen Vordersitzen Mitfahrer bis 1,83 Meter Körperlänge noch kniefrei räkeln. Und weil sich der Fiesta so einfach und kostengünstig -- alles nach Minuten geplant -- reparieren läßt, wurde er von den Versicherern in die günstigste Schadensklasse eingestuft. Auf Wunsch gibt"s sogar ein abnehmbares, durchsichtiges Sonnendach.

Aufwand trieb Ford auch, um dem Baby einen für die Ohren aller Welt klangvollen Namen zu geben. Nach einer wissenschaftlich orientierten Befragungsaktion, bei der auch der Namensvorschlag "Eifel" eliminiert wurde ("zu deutsch") blieben drei übrig: Strada, Pony (ein für Ford geschützter Name, den VW schon zweimal zu erbetteln versucht hat) und Fiesta.
Die Entscheidung erbrütete schließlich Fiesta-Autotester Henry Ford selber -- doch Mutter und Schwester hat er vorher gefragt.

DER SPIEGEL 27/1976
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http://wissen.spiegel.de/wissen/ima...5/E0530/PPM-SP197602701500150.pdf&thumb=false

Der Fiesta ist für mich einer der schönsten Kleinwagen überhaupt und auch im Jahre 34 nach der Markteinführung ein genuß daran zu schrauben und mit ihm durch die Lande zu brausen!

Seit 1987 werden in unsere Familie Fiestas gefahren, zuverlässig, günstig, reparaturfreundlich.

helge · 13. Januar 2010

Im Fond, anders als bei manchen Rivalen, können sich sogar bei voll zurückgeschobenen Vordersitzen Mitfahrer bis 1,83 Meter Körperlänge noch kniefrei räkeln.
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Und schlafen lässt es sich da auch. erfect:

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